Nothing succeeds like success: – Die vierte Heartland Conference on Climate Change in Chicago, 16 – 18 Mai 2010



2. Juni 2010


Nothing succeeds like success: An diesen alten Ausspruch musste man während der vierten Heartland Conference on Climate Change in Chicago vom 16 – 18 Mai 2020 unwillkürlich denken.

Während die erste und zweite Konferenz in New York in den Jahren 2008 und 2009 noch von vielen belächelt – und von den Medien überwiegend ignoriert wurde – war die Stimmung auf der vierten Konferenz doch sehr gelöst, um nicht zu sagen entspannt, positiv und optimistisch. Climategate hat eine wichtige Rolle gespielt, hat aber nicht zu Selbstgefälligkeit oder gar Überheblichkeit geführt. Es war eine wichtige Station entlang des Weges, eine gewonnene Schlacht, aber kein gewonnener Krieg. Die Inhalte von Climategate waren vielen, um nicht zu sagen den meisten, die mit der Situation vertraut waren, ohnehin schon geläufig, bevor sie Ende November 2009 in die breite Öffentlichkeit gelangten.

Die Konferenz hat erkennbar an Tiefe und Breite gewonnen. Vertreten waren mehr als 700 Teilnehmer aus 23 Ländern. Das Echo aus der Politik, aber auch aus der Administration auf lokaler, - Bundesstaaten- und Bundesebene hat deutlich zugenommen.

Das zeigte sich auch in einigen Beiträgen und „Keynote Adresses“ prominenter Politiker, wie zB dem vormaligen Astronauten und Senator Harrison Schmitt, oder dem ehemaligen Gouverneur des US Bundesstaates Virginia George Allen (hier das Programm Heartland).

Für deutsche Beobachter eventuell gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr überzeugend waren die geschliffenen, mit Verve und positiver Energie vorgetragenen Reden Allens und Schmitts, aber auch diejenige Jay Lehrs vom Heartland Institut selbst. Sie wirkten überzeugend weil selbst von der Sache überzeugt. Botschaft: Es reicht nicht aus, wenn ihr (sprich die vertretenen Wissenschaftler) an eure Sichtweise der Klimawissenschaft glaubt, es muss einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden. Die Überzeugungsarbeit ist in erster Linie ein PR Problem, ein Problem die M3 Medien zu gewinnen. Das könnte in den USA doch etwas leichter sein, als in Deutschland, da die öffentliche Meinung dort dem Klimaalarmismus ohnehin etwas skeptischer gegenüber steht und das bereits vor Climategate.

Schnörkellos vorgetragen, und gerade wegen seiner Schlichtheit so überzeugend, war der hervorragende Beitrag von Steven McIntyre, des kanadischen „Hockey-Stick Killers“. Steven McIntyre war sicherlich einer der größten Stars der Veranstaltung, den meisten Anwesenden seit 2003 wohl bekannt, durch seine Hartknäckigkeit und seinen Einsatz. Durch die climategate e-mails quasi „geadelt“ war er einer der Hauptfiguren, mit denen sich die Climategate IPCC Wissenschaftler „herumzuschlagen“ hatten.

Gleiches kann man auch über den Vortrag des Klimaprofis Patrick Michaels sagen, der wie immer in Vortrag, Inhalt und Diktion glänzte wie kaum ein anderer. Auch er einer derjenigen, die den Unmut der Climategate Wissenschaftler in besonderer Weise auf sich zog.

Die Veranstaltung hatte ein dicht gedrängtes Programm, das bereits um 7 Uhr morgens begann und in vier parallel laufenden Sessions stattfand. Die Teilnehmer hatten wirklich die Qual der Wahl, denn es war natürlich unmöglich, alle oder auch nur den größten Teil der Vorträge zu hören, so dass man je nach Gusto eine Auswahl treffen musste. Grob geordnet nach Klimawissenschaft, Paläoklimatologie, wirtschaftlichen Aspekten und Klimapolitik wurden fast alle Aspekte der Klimadebatte abgedeckt.

Im Bereich der Klimawissenschaft, der hier besonders interessiert, lohnt es sich, auf die Beiträge von Richard Lindzen, Bill Gray, Roy Spencer, Chris de Freytas und Ross McKitrick näher einzugehen ).

Allen Beiträgen gemeinsam ist die Auffassung, die von Klimamodellen berechnete Erwärmung sei höher, als die beobachtete. Hierfür werden in den Beiträgen verschiedene Gründe aufgeführt. Ein sehr wichtiger Aspekt ist dabei die so genannte Klimaempfindlichkeit gegenüber Treibhausgasen. Es werden Argumente dafür vorgebracht, dass sie geringer ist als in den gängigen, in den IPCC Berichten verwendeten Klimamodellen angenommen, modelliert, berechnet – wie auch immer.

Was bedeutet das? Gemeinhin wird die Klimaempfindlichkeit als Anstieg der globalen Mitteltemperatur in Reaktion auf einen bestimmten Treibhausgasgehalt angegeben. Die seit mehr als drei Jahrzehnten gängige Konvention ist hierbei die Erwärmung bei einer Verdoppelung des CO2 Gehaltes der Atmosphäre von ca. 300 ppm auf ca. 600 ppm. Diese – modellierte - Erwärmung liegt bei etwa 3°C, ein Wert, der sich in den letzten 30 Jahren wenig verändert hat. Man weiß aber, dass die Erwärmung bei einer Verdoppelung des CO2 Gehaltes allein lediglich etwa 1°C beträgt, nur ein Drittel des modellierten Anstieges. Diese Differenz kommt dadurch zustande, dass diese relativ geringe Erwärmung durch die in Klimamodellen simulierte Rückkoppelungseffekte auf etwa das Dreifache anwachsen soll.

In der Klimawissenschaft gibt es an sich wenig Zweifel daran, dass der reine Strahlungseffekt einer CO2 Verdoppelung ca. 1°C betragen soll, aber viele Klimaforscher (und nicht nur die in Chicago vertretenen) zweifeln daran, dass die modellierten starken positiven Rückkoppelungseffekte realistisch sind. Zweifel an einer starken Rückkopplung werden besonders durch den Vergleich von beobachteten mit modellierten Temperaturtrends der letzten Jahrzehnte genährt.

Auch wenn die gesamte Erwärmung während dieser Zeit durch Treibhausgase verursacht sein sollte, ist sie allenfalls halb so groß, wie gängige Klimamodelle berechnen, was sehr überzeugend im Beitrag von Ross McKitrick für die obere tropische Troposphäre dargestellt ist, diejenige Atmosphärenschicht, die sich praktisch allen Modellrechnungen zufolge am stärksten erwärmen soll. McKitrick’s Beitrag überzeugt durch seine Klarheit und kann hiernachgelesen werden.

Chris de Freytas und Bill Gray weisen auf die Rolle natürlicher Faktoren im Klimageschehen der letzten Jahrzehnte hin und legen, - wie viele andere Autoren in der Fachliteratur - dar, dass die natürliche El Nino – La Nina Klimaschaukel im tropischen Pazifik einen erheblichen Teil der Erwärmung der letzten Jahrzehnte erklären kann. Denn El Nino Jahre sind im globalen Mittel etwa 0,3 - 0,5 Grad wärmer als „normale“ Jahre und La Nina Jahre etwa 0,3 - 0,5 Grad kälter. In den 1960er und 1970er Jahren gab es eine Häufung von La Nina Jahren, in den 1980er, 1990er und 2000er Jahren hingegen eine Häufung von El Nino Jahren (Beitrag Chris de Freytas)

Es überrascht dann wenig, wenn ein Teil der globalen Wärmeperiode seit 1980 auf eine Häufung von El Nino Jahren zurückgeführt werden kann. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist der Vergleich des La Nina Jahres 2008 mit dem El Nino Jahr 2010: 2008 war weltweit relativ kühl, 2010 (Januar – Juni) sehr warm, nach 1998 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Temperaturmessungen mit Thermometern. Aktuell baut sich ein starkes La Nina Ereignis über dem Pazifik auf, das in der zweiten Jahreshälfte 2010 (und in 2011, wenn die Vergangenheit eine zuverlässige Richtschnur ist) zu einer deutlichen Abkühlung führen wird.

Roy Spencer und Richard Lindzen wandten sich der Frage von Rückkopplungsmechanismen im Klimasystem zu. Roy Spencer konnte anhand von Satellitenbeobachtungen der Wolkenbedeckung zeigen, dass Wolken nicht notwendigerweise einen positiven Rückkopplungsmechanismus darstellen, wie üblicherweise in Klimamodellen angenommen, sondern möglicherweise einen negativen, d.h. die Wolkenbedeckung wirkt einer Erwärmung entgegen.

Richard Lindzen demonstrierte die zentrale Rolle der in Klimamodellen angenommenen positiven Rückkopplungen auf die Unsicherheitsbandbreite der Klimaprognosen. Lindzen Beitrag ist hier nachzulesen, er enthält eine Reihe interessanter Aspekte, in denen er unter anderem die zunehmende Dogmatisierung und Politisierung der Klimawissenschaft – auch nach Climategate – offen legt. Lindzen ist wie immer lesenswert.