Grüne Weihnachten – Weiße Ostern…..

17. April 2017

Diese alte Wetterweisheit scheint sich in diesem Jahr wieder einmal zu bestätigen. Nachdem das letztjährige Weihnachtsfest in Norddeutschland mit Tageshöchsttemperaturen von über 10° sehr mild ausfiel, hat sich im April 2017 und vor allem zu Ostern eine klassische April – Wetterlage eingestellt.

Bei dieser Wetterlage werden am Rande eines längere Zeit ortsfesten Hochs über dem Ostatlantik von Norden und Nordwesten her feuchte Polarluftmassen nach Mitteleuropa geführt, in denen es kühl, wolkig, windig und teilweise auch regnerisch ist – das klassische Aprilwetter halt.

Schnee pünktlich zu Ostern, d. h. Ostersonntag oder Ostermontag wird es dabei wohl nicht geben – dazu ist die Luft noch nicht kalt genug.

Das wird sich aber ab Osterdienstag ändern, da dann die Luft in etwa 1,5 km Höhe, im Meteorologenjargon die 850 mb Fläche, auf deutlich unter -5° abkühlen wird. Unterhalb von etwa - 5° in 850 mb fällt der Niederschlag bei uns generell als Schnee (Dies gilt im Spätwinter, aber nicht im Spätherbst und Frühwinter. In diesen Fällen muss die 850 mb Temperatur für Schnee unter – 7 bis - 8° liegen, weil bei Nordwestströmungen die Luft von der noch warmen Nordsee in den unteren Luftschichten zuviel Wärme aufnimmt, die keinen Schnee zuläßt).
Niemanden sollte es überraschen, wenn er Dienstagmorgen aus dem Fenster schaut, und die Welt sieht weiß aus.

Schnee im April ist keineswegs ungewöhnlich, sondern ist früher, bevor das klassische Aprilwetter aufhörte zu existieren (s. hier), im Zuge dieser Aprilwetterlagen, häufiger aufgetreten, wenn auch manchmal nur für wenige Stunden. Häufig tritt der Schneefall auch nur bei intensiven Schauern auf und schmilzt nach kurzer Zeit wieder.

Früher konnte man generell davon ausgehen, dass der letzte Schneefall in den Mittelgebirgen zwischen dem 20. und dem 30. April auftrat. Dieser Zeitraum stimmt etwa mit der maximalen Häufigkeit von Tiefdruckgebieten und Nordströmungen in Mitteleuropa überein, Wetterlagen, die bei uns kühl und regnerisch (oder schneereich) sind.

Typische Beispiele von Wetterlagen, die in Norddeutschland Schnee im April gebracht haben sind der 27. April 1971, der 19. April 1973 oder der 11. April 1977 (Ostermontag!). Aber auch die Aprilmonate 1969 und 1970 sind an dieser Stelle ruhmreich zu erwähnen.

In diesen Beispielen ist die Temperatur bei Kaltluftzufuhr aus Nord und West in 850 mb auf unter -5° abgesunken und es ist zu Niederschlägen gekommen, die als Schnee oder Schneeregen gefallen sind.

Wie soll die Wetterentwicklung jetzt weitergehen?

Es wird zunächst noch etwas kälter, nachts kommt es bis Donnerstagmorgen zu Frost, der die Obstbaumblüte in Norddeutschland gefährden wird. Anschließend stellt sich bis zum Monatsende voraussichtlich erneut eine kühle, windige und teilweise auch mit Regenschauern garnierte Nordwestströmung ein.

Frühlingshafte Temperaturen sind in weite Ferne gerückt.

Betrachtet man die Jahre, in denen eine vergleichbare Wetterlage wie dieses Jahr herrschte, nämlich ein Hoch über dem Ostatlantik und ein Tief über Ost- und Mitteleuropa (was wir an anderer Stelle als HR20W Wetterlage bezeichnet haben, nämlich Hochdruchrücken auf der Position 50N, 20W, bzw. TR20E Wetterlage, Tiefdrucktrog auf der Position 50N, 20E, im Gegensatz zu einer TR20W Wetterlage, Tiefdrucktrog auf der Position 50N, 20W), dann sieht man, dass eine grundlegende Veränderung der Großwetterlage häufig erst im Laufe der ersten Maiwoche erfolgte, als die Vorstöße polarer Kaltluft nicht mehr nach Mitteleuropa gerichtet waren, sondern mehr in Richtung Westeuropa, bzw. zum Ostatlantik. Dabei kam es dann oft zum Aufbau einer TR20W Wetterlage, bei der auf der Vorderseite eines Tiefs über dem Ostatlantik Warmluft aus Südwesten nach Mitteleuropa herangeführt wurde.

Es sollte deswegen kaum überraschen, wenn dies auch im diesem Jahr der Fall ist und der "richtige" Frühling, wie früher, erst im Mai kommt, so wie es nach ähnlichem Witterungsverlauf im April z. B. in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1980, 1981 oder 1985 der Fall war.



Nachtrag 3. Mai 2017

Die hier gegebene Einschätzung hat sich als richtig herausgestellt.
Als nicht richtig hat sich die Erwartung erwiesen, dass es während der ersten Maiwoche zu einer Umstellung der Grosswetterlage kommen könnte. Stattdessen hat sich nun eine Tiefdruckwetterlage über Mitteleuropa eingestellt, bei der es überwiegend stärker wolkig bis bedeckt, recht kühl und teilweise sehr regnerisch ist. Dies wird sich erst zum Wochenende bessern, wenn vom Hoch zwischen Schottland und Grönland ein Hochkeil sich bis nach Deutschland ausweiten soll.
Bereits zum Beginn der nächsten Woche soll dann wieder Kaltluft mit vielen Wolken und auch Regenschauern nach Deutschland vordringen und erst in der zweiten Hälfte der kommenden Woche könnte es zu der beschriebenen Umstellung der Grosswetterlage kommen, bei der sich ein Tief über dem Ostatlantik bildet, das von Südwesten her einen Warmluftstrom nach Deutschland in Bewegung setzt, einen in den vergangenen Jahren sehr häufig beobachteten Zirkulationstypus, den wir hier als TR20W Wetterlage bezeichnet haben.

Schaun mir mal.